Chronik des Kegelsports

zusammengetragen von Helmut Bauer (Alzey)

 


 

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as Kegeln ist bestimmt eine der ältesten Sportarten.

Es gilt als eines der ältesten Ziel-Wurf-Spiele,  das sich bis in unsere Zeit in zahlreichen Spielvarianten erhalten hat.

Der älteste Beleg für das Spielen mit Kugeln auf mehrere Kegel stammt aus der Zeit um 3.500 v. Chr..

 

Nachstehende Abbildung ist im Museum Courtesy of the Ashmolean, in Oxford/England zu besichtigen und zeigt ein Kinderkegelspiel aus dem alten Ägypten, Nakada-Kultur, bei Luxor ca. 3500 v. Chr.

 

 

 

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rotz einiger Hinweise auf unterschiedliche kegelspielähnliche Betätigungen in der Antike, kann eine Kontinuität des Kegelspielens bis zu seinem erneuten Auftreten im Mittelalter nicht hergestellt werden.

In der Chronik der Stadt Rothenburg wurde das Kegeln auch schon 1157 registriert.

Bereits im Althochdeutschen findet der Begriff "chegil" wieder seinen Platz im Sprachgebrauch, wobei allerdings erst im 13 Jahrhundert Werke der Literatur und der Bildenden Kunst erneute Nachweise für das Kegeln liefern.

 

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as Braunschweiger Stadtrecht aus dem Jahr 1232 verzeichnet, dass derjenige ein schlechter Mensch ist, der Vagabunden oder Kegelspielern mehr als einen Tag und eine Nacht bei sich aufnimmt.

Es wird in Aufzeichnungen aus dem Jahr 1265 erstmals erwähnt, dass, - was man heute einen Kegelclub nennt -: Kanoniker des Stiftes St. Victor und Bürger der Stadt Xanten hatten sich zu einer Kegelgilde zusammengeschlossen haben, die sich  "fratres Kegelorum", zu deutsch wohl "Kegelbrüder" nennen.

 

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eitere Blicke zurück in die Geschichte des Kegelns zeigen aber auch auf, dass im frühen Mittelalter der Ruf des "Kegelns" ausgesprochen schlecht war , wurde es doch als eine Art Glücksspiel betrieben, bei dem Haus und Hof verwettet wurden und schlimme Raufereien an der Tagesordnung waren.

 

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uch in Augsburg wurde es den Keglern unter Androhung von Gefängnis und Geldstrafe verboten das Kegelspiel mit Minderjährigen zu betreiben (Stadtbuch der Stadt Augsburg)

In den Jahren von 1290 bis 1300 schrieb Hugo von Trimberg in einem Gedicht über das Kegelspiel und verurteilte dies.

 

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ein Wunder, daß die Obrigkeit überall geharnischten Verboten eingriff So verschrien war das Kegeln, daß die Stadt Braunschweig im frühen 14.Jahrhundert "Räubern und Keglern" den Aufenthalt untersagte.

Auch in Frankreich und England wurde das Kegeln verboten - unter König Eduard III. war es im Jahre 1337 sogar bei Todesstrafe verboten.


 

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reilich galten die Verbote meist nur für die kleinen Leute. Wer Geld hatte - und das war damals fast ausschließlich der Adel - konnte gegen eine entsprechendes Sümmchen eine Sondergenehmigung erhalten. Die Geistlichkeit umging das Verbot auf billigere Weise. Sie nannte das Kegeln einfach "Heidentöten", : brachte man mit dem Wurf auf die Kegelfiguren symbolisch den Abscheu gegen das Heidentum zum Ausdruck und stilisierte den geliebten Kegelsport auf diese Weise fast zu einer quasireligiösen Handlung hoch.

Möglich, dass das dazu beigetragen hat: Jedenfalls verlor das Kegelspiel nach und nach seinen schlechten Ruf als Glücks- und Wettspiel.

 

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m Jahr 1468 wurde in Frankfurt „bei Einschränkung des Einsatzes“ das Kegelspiel wieder zugelassen.

Auch noch 1511 unter König Heinrich VIII. wurde das Kegeln in England noch illegal gespielt und unter Strafe gestellt.

 

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elbst Martin Luther berichtete Anfang des 16. Jahrhunderts über das Kegeln von einer "harmlosen Unterhaltung" und einem "selbstverständlichem Zeitvertreib". Bilder aus dieser Zeit machen deutlich, wie volkstümlich dieses Spiel war: Keine Volksfeste-, Wirtshaus- oder Spielszene war denkbar ohne Kegeldarstellung. Solches ansehen genoß die Kegelunterhaltung, daß selbst junge Damen sich darin üben durften und auch Kinder mit Begeisterung dabei waren.

 

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uch Dokumente der Stadt Basel aus dem Jahr 1581 berichten ebenfalls von dieser Sportart.

Es wird überliefert, dass es bereits im 17. Jahrhundert kaum eine gesellige Veranstaltung ohne Kegelwettbewerb gab. Der Kegelplatz war neben der Tanzlaube in jeder Gemeinde beliebter Treffpunkt, der von der Geistlichkeit, den Bauern und Handwerkern gemeinschaftlich genutzt wurde - ohne Standesdünkel und Unterschiede.

Holländische Maler illustrieren im 17. Jahrhundert sowohl den Hochadel als auch die Bauern beim Kegelspiel. Selbst aus Schweden wird im Jahr 1692 berichtet, daß man dem Kegelsport sehr zugetan ist.

 

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rst im Jahr 1786 wurden die ersten Regeln  geschaffen, die teilweise auch heute noch Gültigkeit haben.

Auch in der französischen Revolution war man dem Kegeln zugetan, wie ein Flugblatt dokumentiert, das einen Offizier und einen Geistlichen beim Spiel auf 15 Kegeln zeigen.

 

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as sich die Kegler in einem erlauchten und gelehrten Kreis befinden ist darin belegt, daß im August des Jahres 1803 die Herren Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe und Christoph Martin Wieland dem Kegeln sehr zugesprochen haben.

1826 Anfang des 19. Jahrhundert wurden die ersten Spielgemeinschaften (Kegelklubs) registriert.

 

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as im Jahr 1840 durch Württembergische Einwanderer nach Amerika importierte Kegelspiel (Neunkegelspiel) wurde auch hier wegen der Begleit-erscheinungen (Wetten, Trinken, Streiterei) vom Gouverneuer von New-York verboten.

Die Amerikaner waren schon immer erfinderisch. Daraufhin wurde 1868 das Kegelspiel geändert und die amerikanische Variante "Bowling" war erfunden (Zehnkegelspiel).

 

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m 09.11.1884 schlossen sich in Krefeld einige Kegelklubs zusammen und gründeten den Keglerverband von Rhein und Ruhr. In diesem Jahr erschien die Deutsche Kegel- und Skatzeitung.

Nachdem im April 1885 in Berlin der erste Ortsverband entstand, wurde auf dem "Keglerkongreß" am 07. Juni in Dresden der "Zentralverband Deutscher Kegelklubs" gegründet. Es schlossen sich 227 Kegelclubs zusammen.

Ab dem Jahre 1886 wurden regelmäßige Bundesfeste auf den damals anerkannten Asphalt- und Bohlenbahnen durchgeführt.

 

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m 12.12.1889 wurde der "Zentralverband Deutscher Kegler" in den "Deutschen Keglerbund (DKB)" umbenannt.

Im Jahr 1891 fanden die ersten Deutschen Meisterschaften und der erste "Dreibahnen"-Vergleichskampf mit den USA auf Bohle-, Asphalt- und Bowlingbahnen statt.

 

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eorg Spellmann, Hannover, entwickelte 1893 die regulierbare Parkett-Kegelbahn.

 

 

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n Berlin fand im Jahr 1900 ein 100tägiges Preiskegeln statt. Der Gewinner erhielt eine hochherrschaftliche Villa.

1910 wurden in den USA die ersten vollautomatischen Kegelaufstellmaschinen auf Bowlingbahnen in Betrieb genommen.

 

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ie Scherebahn wurde im Jahr 1921 vom "Deutschen Keglerbund" zugelassen.

Zum ersten Mal nach dem Krieg erscheint wieder die "Deutsche Keglerzeitung".

Schon damals wurden die drei Bahnarten Asphalt, Bohle und Schere unter einem Dachverband geführt.

Es dauerte dann bis zum Jahr 1922 wo die ersten Deutschen Meister in Frankfurt/M die Deutsche Meisterschaft (Zehnermannschaft) auf Asphalt, Bohle und Schere ermittelt wurden.

Im Jahr 1924 wurde das Bundes-Kegelsport-Abzeichen (BKSA) eingeführt.

 

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as erste Bowling-Weltmeisterschaftsturnier fand 1926 in Schweden statt.

In Deutschland wurden die ersten Bowlingbahnen installiert.

Der Bowlingweltverband "International Bowling Association" (IBA) wurde 1926gegründet.

 

Im 21. Januar 1926 wurde die erste Dame in den DKB aufgenommen.

Die Bowlingbahn wurde 1929 als weitere Bahnart vom DKB zugelassen.

Der Deutsche Keglerbund wurde 1930 in die Organisation der Internationalen Sportverbände aufgenommen.

In Frankfurt wurden 1931 die ersten Deutschen Bowling-Einzel-Meisterschaften ausgetragen.

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ach der Auflösung im 2. Weltkrieg erfolgte die Neugründung des Deutschen Keglerbundes am 14.10.1950 in Bielefeld.

 

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ls Nachfolgeorganisation des internatio-nalen Dachverbandes (durch den Krieg aufgelöst) wurde 1952 die "Federation Internationale des Quilleurs" (FIQ) gegründet. Im FIQ sind z. Zt. 100 Nationen mit mehr als 11 Millionen Sport- kegler und Bowler organisiert.

 

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ie ersten Weltmeisterschaften auf Scherebahnen fanden 1955 in Essen statt.

 

Auch in Deutschland wurden die ersten vollautomatischen Kegelstellmaschinen 1956 in Betrieb genommen.

 

Das 23. und bisher letzte Bundesfest des DKB wurde 1965 in Berlin auf Schere-, Bohle-, Bowling- und Asphaltbahnen ausgetragen. Es standen 48 Kegelbahnen für 5018 gemeldete Starts zur Verfügung.

 

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ie ersten Kegelbahnen mit einer Kunststofflauffläche wurden 1972 eingebaut.

 

Zur Weltmeisterschaft 1974 wurden die ersten Asphalt-Euro-Bahnen vorgestellt (ohne Bande, mit Fehlwurfrinne).

 

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m 30. Januar 1976 wurde in Hagen und am 25. Juni in Augsburg die ersten DKB- eigenen Leistungszentren eröffnet.

 

In der Bundesversammlung des DKB im Jahr 1978 wurden Maßnahmen zur Förderung der Öffentlichkeitsarbeit und der Freizeit- und Breitensportaktivitäten gefordert.

 

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s wurden erstmals 1979 aus Anlaß des "Internationalen Jahr des Kindes" ein "Kegeln für UNICEF" durchgeführt.

Das Olympische Komitee (IOC) erkennt die "Federation Internationale des Quilleurs" (FIQ) als Sportverband im Olympischen Sinne an.

 

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er Computer (Mikroprozessor gesteuerte Kegelstellmaschine) hält 1980 auf der Kegelbahn Einzug.

Die Aktiven hinsichtlich des Freizeit- und Breitensports werden vom DKB verstärkt, indem alljährlich Freizeit-Championate veranstaltet werden.

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uf privater Initiative fand zum ersten Mal im Nov. 1982 in Münster "Europas größte Kegelparty" statt. Es wurden nur Freizeit- und Hobbykegler zum Start zugelassen.

Diese Veranstaltung wird z.Zt. jährlich durchgeführt. 

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er DKB feiert 1985 sein 100-jähriges Bestehen. In diesem Verband sind ca. 180.000 Sportkegler und Bowler organisiert.

Doch in Deutschland kegeln etwa 21 Millionen Menschen zu ihrem Vergnügen, davon fast 4 Millionen regelmäßig. Durch die große Beliebtheit kann man heute das Kegeln als Volkssport ansehen.

 

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m 08.12.1990 werden die neuen Bundesländer in den DKB aufgenommen.

 

 

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er DKB führt 1991 eine Spendenaktion zugunsten der Deutschen Kinderkrebs-hilfe durch und erreicht ein Spendenaufkom-men von über 500.000 DM.

 

 

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n den Disziplinen Asphalt, Bowling und Schere gehören 1998 zahlreiche Athletinnen und Athleten des DKB zu den amtierenden Welt- und Europameistern sowie Welt-Cup-Siegern der Saison.

 

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as die Kleiderordnung betraf so traten die Herren in weißen langen Hosen und Hemden mit langen Ärmeln an, die Damen natürlich in züchtigen weißen Röcken bis zu den Knöcheln und weißen Blusen.

 

Zum Glück hat sich hier zwischenzeitlich etwas getan.

 

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eit dem 15. Jahrhundert findet man überall das Neunerkegeln, das heute noch international gespielt wird. Zwar haben sich im Lauf der Jahrhunderte die spitzen, schlichten Kegel zu den uns bekannten rund gedrechselten Formen entwickelt. Auch sind aus den holprigen Wegen und festgestampf-ten Spielplätzen nach und nach überdachte Kegelbahnen entstanden, die modernste technische Errungenschaften zu vollauto-matischer Arbeitsweise befähigen. Vom Prinzip her hat sich an diesem Uralt - Freizeit - Spiel allerdings nichts geändert.

Doch seit Anbeginn wird das Kegeln zum geselligen Zweck, als Belustigung als Wettstreit oder zum reinen Vergnügen betrieben.

 

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n früheren Zeiten gab es eine Bahn, durch das große Interesse wachsen 4er, 8er, 12er Anlagen um dem Ansturm gerecht zu werden.

Der Beweis: in unmittelbarer Nachbarschaft (Ludwigshafen) existiert sogar eine Anlage mit 28 Asphaltbahnen im Untergeschoß, im Obergeschoß sind 32 Bowlingbahnen vorhanden.

 

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urch diese Entwicklung hat er einen besonderen Stellenwert unter den heute betriebenen Sportarten eingenommen. Ein ausgesprochener Männersport ist das Kegeln seit langen Jahren nicht mehr, so prägen Frauen schon seit Jahren das Geschehen im Kegelsport mit. Einziger Unterschied beim Spiel gegenüber den Herren ist der, daß die Damen 100 Wurf grundsätzlich, die Herren in den Ligen 200 Wurf absolvieren müssen. Für beide gilt aber gleichermaßen, sollen Erfolge her, muss sportliche Disziplin, Selbstbe-herrschung, Ehrgeiz, Leistung, Konzentration, Kraft und Ausdauer vorhanden sein.

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